Andrologische Hormonbestimmung
Eine Hormonbestimmung kann in verschiedenen Fällen sinnvoll sein. Besonders in den Wechseljahren, wenn sich der Körper noch einmal verändert, können Beschwerden auftreten und es besteht Klärungsbedarf. Die andrologische Hormonbestimmung beschreibt die Untersuchung beim Mann. In erster Linie geht es darum, das wichtige Androgen Testosteron zu bestimmen. Während bei Frauen der Begriff Wechseljahre geläufig ist, spricht man bei Männern häufig vom aging male (alternder Mann).
Das Androgen Testosteron
Testosteron wird gemeinhin als wichtigstes der männlichen Hormone bezeichnet. Es wird zwar in geringerer Menge auch im weiblichen Körper gebildet, hat dort aber eine andere Funktion als beim Mann. Testosteron sorgt beim Mann beispielsweise dafür, dass sich die Geschlechtsorgane ausbilden, der Kehlkopf wächst und somit im pubertären Alter ein Stimmbruch stattfindet. Es ist ferner für Bartwuchs und ausgeprägte Muskeln zuständig. Auch psychisch sind Veränderungen durch Testosteron festzustellen: die Libido ist ausgeprägter und das Verhalten aggressiver.
Das Androgen wird zum Großteil in den sogenannten Leydig-Zellen der Hoden gebildet und durch einen Prozess, der im Hypothalamus beginnt, freigesetzt. Bei einem gesunden, erwachsenen Mann liegt die Konzentration des Testosterons im Blut bei einem Wert zwischen 2,4 und 8,3 mg/l. Dabei unterliegt der Testosteronspiegel über den Tag Schwankungen und ist am früheren Vormittag am höchsten und abends niedriger. Im fortgeschrittenen Alter sinkt der Spiegel naturgemäß. Kommt es bereits früher zu einem Testosteronmangel, liegt eine Hormonstörung vor, die im Fachjargon Hypogonadismus heißt.
Wie entsteht ein Mangel an Testosteron?
Zunächst lassen sich beim Mann bestimmte Symptome ausmachen, die auf einen Testosteronmangel hinweisen. Ein Mangel an Testosteron führt zum Beispiel zu kleineren Hoden, reduzierter Produktion von Samenzellen bis hin zu Infertilität, Depression oder auch Osteoporose.
Die Ursachen für einen Hormonmangel beim Mann können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein. Zum einen spielt das Alter eine Rolle. Es ist natürlich, dass die Produktion von Testosteron mit den Jahren abnimmt und auch der alternde Mann in die Wechseljahre kommt. Des Weiteren kann eine ungesunde Lebensweise zu einer Störung des Hormonsystems führen. Wer sich wenig bewegt und einseitig ernährt, erhöht sein Risiko einer Hormonstörung. Stress im Beruf oder privat kann den Hormonhaushalt ebenfalls beeinträchtigen. Um hormonelle Veränderungen so lange wie möglich außen vor lassen zu können, ist Ausgeglichenheit das Schlüsselwort. Nicht zu beeinflussen ist ein Testosteronmangel, der auf Basis einer Vererbung entsteht. Wenn dies bekannt ist, oder entsprechende Symptome auftreten, dann kann dem Patienten mit einer regelmäßigen Gabe des Geschlechtshormons durch den Arzt gut geholfen werden.
Hormonbestimmung zur Abklärung
Durch die andrologische Hormonbestimmung kann ein Testosterondefizit festgestellt werden. Während der Untersuchung beim Facharzt wird dem Patienten hierfür Blut abgenommen und die Probe ins Labor gegeben. Im Idealfall findet der Termin am frühen Vormittag statt, denn dann ist der Testosteronspiegel in der Regel am höchsten. Im Falle eines Testosteronmangels, der diagnostiziert wurde, kann dem Patienten das Hormon in verschiedener Form verabreicht werden. Zuweilen ist es darüber hinaus notwendig weitere Hormonwerte zu bestimmen: LH (Luteinisierendes Hormon), FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und Prolaktin. LH und FSH sind Sexualhormone, die an der Bildung von Samenzellen beteiligt sind. Befinden sich im Ejakulat des Patienten beispielsweise nur nicht fortpflanzungsfähige Spermatozoen, dann kann die Ursache auch bei einer Störung liegen, für die LH oder FSH verantwortlich ist.
Nachdem der Facharzt eine Hormonbestimmung durchgeführt hat, kann eine entsprechende Therapie angesetzt werden. Die andrologische Hormonbestimmung gehört nicht zu den Pflichtleistungen der Krankenkassen und muss daher vom Patienten selbst bezahlt werden.
Therapie nach Hormonbestimmung
Liegt beim Patienten ein Hormonmangel vor, so kann das Hormonsystem mit der Verabreichung des fehlenden Hormons wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Testosteron kann man z.B. in Form von Kapseln zu sich nehmen. Es gibt auch Gele, die man beispielsweise auf den Bauch oder den Oberschenkel reibt, wodurch das Androgen über die Haut vom Körper aufgenommen werden kann. Eine weitere Form der Verabreichung ist eine Injektion oder ein Pflaster, das Testosteron enthält und auf die Haut aufgeklebt wird. Für junge Männer in der Entwicklung und alternde Männer ist die Gabe des Hormons bei einem diagnostizierten außerordentlichen Mangel sinnvoll und verschafft eine Verbesserung, die auch die Lebensqualität steigert.
Bei einigen Männern liegt die Frage in der Luft, ob zugeführtes Testosteron Prostatakrebs auslösen kann. Die Frage kann mit einem klaren Nein beantwortet werden, jedoch darf keine Gabe des Hormons erfolgen, wenn der Patient bereits Prostatakrebs hat. Hierdurch würde das Wachstum des Tumors verstärkt werden. Von äußerster Wichtigkeit ist es deshalb, dass eine Hormonzufuhr stets unter der Kontrolle eines Facharztes steht und der Patient sich regelmäßig untersuchen lässt.